Freiwillige Feuerwehr Mönchhagen

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Großfeuer in Mönchhagen

9. August 1903

Der Rostocker Anzeiger vom 11. August 1903 berichtet ausführlich über den Großbrand in Mönchhagen; die Mecklenburgisch Zeitung druckt sogar drei lange Artikel am 10., 11. und 12. August. Die teilweise unterschiedliche Schreibweise der Namen haben wir so gelassen.

In mönchhagen ist gestern der zu hufe nr 15 gehörige, mit stroh gedeckte tagelöhnerkaten nebst stall abgebrannt und sind beim retten von sachen die im katen wohnhaft gewesene tagelöhnerfrau witt sowie schmied leverenz und tagelöhner möller und schwerin im brennenden hause umgekommen, ausserdem tagelöhner jess an kopf und händen stark verbrannt.

So telegrafierte das Domanialamt Toitenwinkel, in dessen Verwaltungsbezirk Mönchhagen damals lag, am 10. August 1903 an das Großherzogliche Finanzministerium Mecklenburg-Schwerin, Abteilung für Domänen und Forsten.
Ausführlicher berichtet der Rostocker Anzeiger vom 11. August 1903 von diesem entsetzlichen Brandunglück. Das Feuer brach mittags gegen 12 Uhr aus. Ein Augenzeuge berichtete, daß man zuerst einen in der Mitte des Hofes liegenden Haufen Stroh brennen sah. Das Feuer breitete sich im Nu auf das Strohdach des aus Fachwerk bestehenden Wohnhaus und das […] Dach des massiven Stalles [aus].

In einem solchen „Zwei-Familien-Katen“ lebten die Familie Witt mit 5 Kindern und die Familie Freimann mit 4 Kindern. Dieser Katen stammt aus Stäbelow und steht heute im Freilichtmuseum Klockenhagen. Er bot jeder Familie zwei Kammern, eine Stube, eine winzige Küche und einen kleinen Stall. Übrigens ist über den Eingangstüren ein Gitter angebracht, dass das Herabstürzen von brennendem Stroh verhindern soll.

Die Bewohner, das Ehepaar Witt, kehrte gerade aus der Kirche in Volkenshagen zurück. Frau Witt […] stürzte entsetzt in das brennende Haus, in dem Glauben, ihre Kinder befänden sich noch darin. Schrecklich klang ihr Rufen aus dem brennenden Gebäude […] und alarmierte die Nachbarn, schreibt die Mecklenburgische Zeitung am 11. August. Die Mutter stürzte sich mit Todesverachtung in das schon hell brennende Haus und rettete den Säugling, heißt es im Rostocker Anzeiger. Die übrigen vier Kinder der Witts hatten draußen gespielt und befanden sich bereits in Sicherheit beim Vater. Obwohl der Hofbesitzer Schulze vor dem Betreten des brennenden Gebäudes warnte (Kein Mensch darf hineingehen! Laßt brennen, was brennen will! [MZ]), liefen noch acht Menschen wieder hinein, um Sachen zu retten. Binnen 5 Minuten war jeder Zugang zum Hause abgeschnitten und stand das Dach vollständig in Flammen. Zwei Personen – Lehrer Burmeister und dem anderen Katenbewohner Freimann – gelang es noch, nur leicht verletzt ins Freie zu kommen, dann stürzte das Dach ein. …, das Strohdach schoß herunter und versperrte die Tür, Mauerwerk und Balken brachen zusammen und prasselten nieder. [MZ] Man glaubte die Menschen bereits verloren, da gelang es den Arbeitern Wustnack und Jeß, ein Fenster einzuschlagen. Durch das herunterschießende brennende Dach hindurch sprangen Jeß und Wustnack ins Freie [MZ], während die anderen den Tod in dem Flammenmeer fanden. [RA] Weiter heißt es in der MZ: Furchtbare Szene der Verzweiflung spielten sich auf der Brandstätte ab. Der Sohn des Schmiedemeisters Leverenz wollte sich in das brennende Haus stürzen, um seinem Vater Hilfe zu bringen; nur mit Mühe konnte er durch die Umstehenden von seinem verzweifelten Schritte zurückgehalten werden.

Der Lehrer Burmeister (rechts; mit Frau und Söhnen vor dem Schulgebäude; heute Kindergarten) konnte sich leicht verletzt retten, bevor das Dach einstürzte. Das Foto entstand vor 1915, das genaue Jahr ist unbekannt.
Für einen Hinweis, von wem dieses Foto stammt, wären wir dankbar!

Auch der Erbpächter Schulz, also der Hofbesitzer, blieb nicht untätig. Er heizte den Dampfkessel der ihm ebenfalls gehörenden Molkerei an und setzte Pumpen in Betrieb, die Wasser aus dem Peezer Bach zur Brandstelle förderten. Die Leute, die zur Rettung herbeigeeilt waren, taten nun ihr Möglichstes, um das Feuer von dem ungefähr 10 Meter von der Brandstätte entfernt liegenden Wohnhause des Schmiedes Lewerenz abzuhalten, was ihnen auch gelang. [RA]

Die Schmiedegebäude gegenüber dem Gerätehaus, wie sie heute aussehen.

Der 58-jährige Schmiedemeister Karl Lewerenz gehörte jedoch zu denen, die in dem brennenden Katen den Tod fanden, er war Vater von fünf Kindern. Außerdem der 20-jährige Arbeiter Max Möller, der erst vor Kurzem geheiratet hatte und Vater eines noch ganz kleinen Kindes war, sowie die ungefähr 30 Jahre alte Frau Witt. Über sie erfahren wir Genaueres in den Akten des Finanzministeriums: … die Ehefrau des Tagelöhners Hermann Witt, Anna [dieser in Sütterlin geschriebene Name könnte auch Alma heißen], geb. Rülke, 33 Jahre alt. Diese drei wurden als stark verbrannte Leichen in der Kammer der Witt'schen Wohnung aufgefunden […]. Sie werden, vom Rauch erstickt, Opfer der Flammen geworden sein. Das vierte Todesopfer war der 60-jährige Tagelöhner Heinrich Schwerin, der beim Versuch, das Vieh aus dem brennenden Stall zu retten, ums Leben kam.

Etwa hier hat der Hof Nr. 15 gelegen. Wo genau der Katen stand, wissen wir nicht.
Blick aus Richtung Peezer Bach: ganz rechts das heutige Gerätehaus; rechts hinter der Scheunenruine versteckt sich hinter den Bäumen der Kindergarten (damals Schule).

Sämtliche Verunglückten waren verheiratet, höchst angesehen, achtbare, fleißige und brauchbare Arbeiter, schreibt der Beamte des Großherzogl. Mecklenb. Amtes Toitenwinkel an das Finanzministerium. Die Formulierung brauchbare Arbeiter ist aus heutiger Sicht zwar nicht gerade politisch korrekt, aber es ging in dem Schriftverkehr um die Bewilligung von Rentenzahlungen an die Verletzten und die Hinterbliebenen und offenbar versuchte der Beamte, die Chancen der Betroffenen zu erhöhen. Daraufhin haben der schwer verletzte Tagelöhner Jeß bis Ende 1907 und der nun verwitwete Hermann Witt bis Ende 1909 eine Unterstützung von jährlich 50 Mark bekommen. Witt bekam die Unterstützung, weil er ja nun eine Frau anstellen musste, die sich um die zum Teil noch kleinen Kinder kümmern konnte.
Jeß war vom Rostocker Anzeiger schon für tot erklärt worden: Der Arbeiter Jeß wurde schwer verletzt in das hiesige Universitäts-Krankenhaus gebracht. Dem Benehmen nach hat der Unglückliche dort bereits seinen Geist aufgegeben. Er hat überlebt, hat aber Wochen und Monate im Krankenhaus gelegen und war danach noch Jahre arbeitsunfähig, weshalb ihm die lange Rentenzahlung gewährt wurde.

Die betroffene Hufe 15 lag übrigens etwa dort, wo heute das Feuerwehrgerätehaus steht, das ersehen wir aus einer alten Karte von der Dorffeldmark Mönchhagen, D. A. [Domanialamt] Teutenwinkel von 1894. Gegenüber liegen heute noch alte Schmiedegebäude. Das Schulhaus lag ebenfalls direkt nebenan, in westlicher Richtung. Schmied und Lehrer waren also direkte Nachbarn. Der Hof Nr. 15 war auch als Mittelhof bekannt, da der Erbpächter Schulze drei Höfe besessen hat.

Der Erbpachthof 15 (die Hufe 15) lag etwa dort, wo heute das Feuerwehrgerätehaus steht. Die Tatsache, dass das Wohnhaus der damaligen Schmiede nur 10 m vom Brand entfernt stand, legt den Schluss nahe, dass das Gebäude östlich des Schmiedeweges der Katen sein könnte, der 1903 abbrannte. Die Gebäude südlich des heutigen Feuerwehrgebäudes gehören zum eigentlichen Hof XV.
Das Schulgebäude ist heute der Kindergarten, die Gebäude einer alten Schmiede liegen heute noch gegenüber. Auf dem früheren Schulland ist heute der Sport- und Festplatz. Die Straße nach Häschendorf gab es damals noch nicht.

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